Wurde der Grundstein für die Spiele 1972 geklaut? Warum liegt er heute auf einer Streuobstwiese in Au in der Hallertau und gar nicht auf dem Münchner Olympiagelände? Oder ist der Betonklotz vielleicht gar kein olympischer Grundstein?
Wikipedia beschreibt die Grundsteinlegung als eine Zeremonie im Bauwesen „um den ersten Stein eines neuen Bauwerks, der oft in feierlicher Form mit Beigabe von Urkunden und Münzen bei Baubeginn gelegt wird.“ Auch für die Bauten der Olympischen Spiele 1972 wurde am 14.Juli 1969 feierlich ein Grundstein gelegt. Einen eigenen Artikel darüber und warum er heute an anderer Stelle zu finden ist, können Sie hier lesen. Es handelt sich um eine Steinplatte von ca. 90cm x 90cm Kantenlänge mit der Gravierung „GRUNDSTEIN DER BAUTEN FÜR DIE SPIELE DER XX. OLYMPIADE 1972 IN MÜNCHEN“.
Im Herbst 2025 schickte mir der Leser Peter M. eine Mail mit folgendem Inhalt: „Ich weiß nicht ob Sie mir weiterhelfen können, aber dennoch fange ich bei Ihnen mal an, nachzuforschen. Im Jahre 2020 konnte ich den im Anhang abgebildeten Betonstein erwerben. Dieser ist bei mir auf meiner Streuobstwiese abgestellt und erregt sehr viel Aufmerksamkeit. Nun meine Frage, kennen Sie jemand der Hintergrundwissen über diesen Stein hat?“
Der Mail beigefügt waren mehrere Fotos, die einen Betonklotz in den Maßen 160x100x100 cm und einem errechneten Gewicht von über 3,5 Tonnen zeigen. Er hat auf der Oberseite eine Einbuchtung, in die – typisch für einen Grundstein – Urkunden, die Tageszeitung oder sonstiges gepackt werden kann und wo sich sogar eine Kante zum Verschließen befindet. An einer Seite des Betonsteins sind die Olympischen Ringe und auf der Kopfseite die Jahreszahl 1972 zu sehen. Sie scheinen aufwändig von der Gussform des Quaders ausgespart zu sein.






Der heutige Besitzer des Steins kennt den Ursprung nicht und fragte, ob wir etwas wissen. Eine Recherche bei „alten Olympiadörflern“, im Münchner Stadtmuseum, bei der Olympiadorf Betreibergesellschaft ODBG sowie bei altgedienten Mitarbeitern der Olympiapark GmbH brachte kein Ergebnis. Niemand hatte so einen Betonklotz mit olympischen Ringen und der Jahreszahl 1972 schon mal gesehen. Allerdings entwickelten sich aus den Anfragen heraus viele Vermutungen, welche ich hier gerne auflisten möchte. Sollten Sie eine weitere Idee haben – oder gar wissen, woher der Stein stammt, dann schreiben Sie bitte ein Mail an uns. Peter M. aus Au in der Hallertau würde sich sehr freuen, wenn er wüsste, was da auf seiner Streuobstwiese steht. Bis dahin wird die Einbuchtung des Betonklotzes bei Sommerfesten mit Crasheis gefüllt und mit einem Isolierdeckel verschlossen. Laut Peter M. sind die Getränke auch am nächsten Morgen noch immer schon kühl.
Hier aber erst mal, was man über den Betonstein weiß, glaubt, denkt, oder vermutet.
- Peter M. hat den Stein von einem Abbruchunternehmer gekauft. Seit Anfang der 1990er Jahre stand er bei diesem auf dem Hof.
- aufgrund der Einbuchtung auf der Oberseite, die Platz für typische Dinge bei einer Grundsteinlegung lässt, liegt die Vermutung sehr nahe, dass es ein Grundstein ist
- der Stein sieht nicht so aus, als wäre er schon 50 Jahre vergraben gewesen.
- vielleicht handelt es sich um einen von zwei Grundsteinen, der – falls einer vom Laster gefallen wäre – als Ersatz gedient hätte. Schließlich hätte man kaum in kurzer Zeit einen Neuen gießen können. Allerdings ist ein solcher Grundstein nie (öffentlich) verbuddelt worden.
- da der echte Grundstein für „die Bauten (Mehrzahl!) der Olympischen Spiele“ bekannt ist, könnte es sich um den Grundstein für einen Einzelbau handeln. Also für das Stadion oder die Schwimmhalle. Oder für einen Bau außerhalb des Olympiageländes in München. Also für die Galopprennbahn in Riem, die Schießanlage in Hochbrück bei Garching oder die Ruder-Regattaanlage in Oberschleißheim.
- es könnte sein, dass der Stein überhaupt nichts mit den Bauten der XX. Spiele in München zu tun hat und sich eine Firma oder Privatperson (ein Olympia-Fan) den Stein hat gießen lassen. Aus welchen Gründen auch immer.
- vielleicht ist das der geborgene Grundstein des 2015 abgerissenen Radstadions, auf dessen Gelände nun der neu errichtete „SAP Garden“ steht, der die Basketballer des FC Bayern sowie die Eishockeyteams des EHC Red Bull München beherbergt (und der einen eigenen, neuen Grundstein bekommen hat).
- es könnten mehrere Steine gewesen sein, die zur Präsentation der von Otl Aicher entworfenen Logos genutzt worden sind, auch wenn die Steine für Otl Aicher vermutlich zu schlicht waren und aufgrund des Gewichtes auch zu „unhandlich“ für eine solche Darstellung
Fällt Ihnen noch etwas ein? Wissen Sie mehr? Haben Sie so einen Stein schon mal gesehen? Ja? Dann schreiben Sie bitte ein Mail an admin@olympiapark.info




