Ein Teil des weltberühmten Zeltdaches über der Schwimmhalle wurde nach den Spielen abgerissen. Skandal! Oder doch nicht?
Wer auf alten Bildern von 1972 das Innere der Olmypia-Schwimmhalle sieht, erkennt auf der östlichen Seite riesige Zuschauer-Tribünen. Diese sind heute nicht mehr da. Wo sind sie hin? Und wurde dort ein Teil des weltberühmten Zeltdaches abgerissen? Die Antwort lautet: Ja und Nein.

Der größte Teil der Sitzplätze in der Olympia-Schwimmhalle existiert nicht mehr. Er war nur während der Spiele verfügbar. Der Grund ist einfach: Wieviele Fußballvereine in Deutschland kennen Sie? Zwanzig? Mehr? Und wieviele Schwimmvereine kennen Sie? Sehen Sie! Zwar sind 600.000 Menschen in rund 2.500 Schwimmvereinen in Deutschland organisiert, aber ein Zuschauermagnet ist diese Sportart nicht. Das wusste man schon 1967 und forderte bereits beim Architektur-Wettbewerb, dass in der Schwimmhalle 7.500 von 9.000 Zuschauerplätzen nur temporär errichtet werden. Man wollte in den Folgejahren keine Geisterhalle betreiben müssen.
An der östlichen Seite, da wo heute eine Liegewiese mit Trampolins ist, wurden die Tribünen 13 bis 16 mit einem Großteil der Sitzplätze so gebaut, dass später restlos entfernt werden konnten..

Zum Bau verwendete man normale Gerüste, wie sie beim Hausbau verwendet werden. Dies konnte man von außen auch sehr deutlich sehen. Auch der Eingang zu den Sitzplätzen war hier. Über Gerüst-Treppen lief man unter den Sitzflächen nach oben.

(c) Pacific11 via flickr – Nutzung angefragt – wird ggf. zeitnah entfernt
Da die Tribüne „in die Halle integriert“ wurde, benötigten sie natürlich auch ein Dach. Das wurde wie die anderen Teile des berühmten Zeltdaches auch an Seilen „aufgehängt“ und hat die bekannten „Spitzen“. Völlig anders war hingegen das Material. Anstatt mit den bekannten quadratischen, durchsichtigen Acrylplatten an Stahlseilen zu arbeiten, wurde – so sieht man es auf den Fotos – eine undurchsichtige, weiße Folie verwendet.

Nach den Spielen wurden die Sitze, das Gerüst und das unpassende Dach wieder entfernt – und die Halle mit einer Seitenwand verschlossen. Insofern: Ja, ein Teil des Daches ist heute nicht mehr da. Und Nein, es fehlt kein Stück des heute denkmalgeschützten Teils davon.