Väterchen Timofej

Das Olympiastadion sollte nach der ursprünglichen Planung eigentlich an einem ganz anderen Ort gebaut werden. Das ist eine der Kuriositäten, die wahrscheinlich nur in München passieren können.

Nachdem die Olympischen Spiele 1972 nach München vergeben worden waren, wurde schnellstens mit der Planung des zukünftigen Olympiageländes begonnen. Das Olympiastadion sollte im heutigen südlichen Teil des Geländes entstehen.

Dort aber lebte seit 1952 eine Eremit mit seiner Frau in einem selbstgebauten Haus mit einer kleinen Kirche.

Timofej Wassiljewitsch Prochorow – von den Münchnern liebevoll Väterchen Timofej genannt – kam nach den Wirren des zweiten Weltkriegs nach Wien, wo er seine Frau Natascha kennenlernte. Er wollte nach einer Marienerscheinung auch dort schon eine Kirche bauen, was aber an dem Wiederstand der dortigen Behörden scheiterte. Daraufhin liessen sie sich in München am damaligen Oberwiesenfeld, am Rande des noch vorhanden Flugplatzes, nieder und bauten sich hauptsächlich aus Kriegsschutt, den es ja reichlich gab, ein Wohnhaus und eine Kirche.

Viele Jahre lang lebten sie in ihrem Schwarzbau mit Duldung der Behörden. Mit der Planung des Olympiastadions, das genau an diese Stelle gebaut werden sollte, sollten sie allerdings vertrieben werden. Nachdem es massive Proteste der Münchner Bürger und einiger Zeitungen gab, wurde das Olympiagelände ein wenig nach Norden verschoben und sie konnten bleiben.

Väterchen Timofej starb 2004 mit etwa 110 Jahren (sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt) und ist auf dem Westfriedhof begraben.

Die kleine Kirche wurde Ost-West-Friedenskirche genannt, denn sie ist weder katholisch, noch orthodox, sondern gilt als Symbol, um den Osten und Westen und alle Christen zu versöhnen.

Die offzielle Seite der Ost-West-Friedenskirche findet sich hier.

Author: UB

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