Als 1966 die Olympischen Spiele nach München vergeben wurden, wurde – wie üblich – ein Architektenwettbewerb gestartet, um die beste Konzeption des künftigen Olympiaparks bestimmen zu können.
Im Oktober 1967 traten dann die Juroren des Wettbewerbs zusammen um einen Sieger unter den insgesamt 104 eingereichten Modellen zu küren. Eines der ersten Modelle, das sie rauswarfen, war das der Architekten Behnisch und Partner, deren kühner Entwurf mit dem Zeltdach einfach als zu waghalsig, ja sogar g’spinnert, angesehen wurde.
Der Entwurf war inspiriert von Stadien in Osteuropa, bei denen nicht in die Höhe gebaut wurde, sondern in die Tiefe. Sie stehen in einer Grube und die Ausschüttungen rundrum bilden die Tribünen. So wie später beim Olympiastadion auf seiner Ostseite.
Eines Tages – während der Arbeit an dem Modell für den Olympiapark – kam einer der Mitarbeiter, Cord Wehrse, mit der Idee für das Zeltdach, das er so ähnlich beim Deutschen Pavillon auf der gerade laufenden Expo in Montreal gesehen hatte. Die Idee wurde vom Team begeistert aufgenommen und so erweitert, dass nicht nur das Stadion, sondern auch die Olympiahalle und die Schwimmhalle mit diesem Dach bedeckt wurden. Es stellte sich allerdings die Frage, wie man auf einer Tischplatte so ein Zeltdach mit den Masten simulieren sollte.
„Ganz einfach“, meinte der Architekt Fritz Auer, „mit einem Damenstrumpf und Zahnstochern“.
Sie besorgten sich einen passenden Nylonstrumpf von der Frau Fritz Auers und befestigten ihn in der Form des konzipierten Daches mit Zahnstochern und Reißnägeln auf der Tischplatte.
Nachdem der Entwurf in der ersten Runde des Wettbewerbs schon abgelehnt war, intervenierte der bedeutende Architekt und Vorsitzender der Olympia-Jury Egon Eiermann (Gedächtniskirche in Berlin, Abgeordnetenhaus in Bonn, etc.). Er war begeistert von dem Modell und betonte gegenüber OB Hans-Jochen Vogel und NOK Präsident Willy Daume wie visionär und einzigartig dieser Entwurf sei und nur der dürfe gewinnen.
Am Ende hat sich auch das Gremium durch sein flammendes Plädoyer begeistern lassen und den Entwurf zum Sieger gewählt. Allerdings war die Jury bei der Beurteilung nach wie vor skeptisch, da es „fraglich ist, ob bei diesen Dimensionen das Vorbild der Montrealer Zeltkonstruktion für ein Dach diesen Ausmaßes als Dauerbauwerk ausgeführt werden kann. Das Preisgericht sieht sich nicht in der Lage, sich über die Brauchbarkeit dieses Vorschlags zu äußern.„
Offen war dann noch die Frage nach dem Material der Konstruktion. Es wurde nach einem lichtdurchlässigen Material gesucht, um die Lichtverhältnisse für die Fernsehübertragungen optimal zu gestalten. Im Endeffekt lieferte dann eine Firma aus Darmstadt eine Dacheindeckung aus Acrylplatten.
Ein paar technische Details und Finessen finden sich im Artikel über die „Taubenscheiße am Olympiadach„.